Mit der Freundschaft der Erbauer dieses modernen Instrumentes – Weltenwanderer und Unternehmer Jörg Künstler und Metallbaumeister Markus Mayr – begann die Geschichte der Klangauge-Schlitztrommel. Die jungen Männer lernten sich 2003 in einem wunderschönen Seitental auf der Kanareninsel La Gomera, kennen. Schnell verband die beiden die Leidenschaft zum Musizieren, Improvisieren und Entwickeln von Musikinstrumenten.
Zusammen trommelten sie viele Nächte unter dem spanischen Sternenhimmel und bauten Didgeridoos und Djemben (afrikanische Trommeln) aus Agavenwurzeln.
Im Frühjahr 2006 hörte Jörg Künstler auf La Gomera zum ersten Mal ein Hang – ein damals ganz neuartiges, ufoförmiges Musikinstrument aus Stahlblech. Es besteht aus zwei Metallschalen, die an den Rändern zusammengefügt sind. Auf der oberen Hälfte sind Tonfelder eingehämmert, mit denen sich unterschiedliche Töne erzeugen lassen. Der Musiker hält das Hang auf seinem Schoß und spielt mit den Fingern oder mit den ganzen Händen. Von dieser Spielart leitet sich auch der Name ab: Hang ist Berndeutsch und bedeutet Hand. Die Mehrzahl von Hang lautet übrigens nicht Hangs, sondern Hanghang. In Israel heißt das Instrument Pantam und in den USA gibt es das vergleichbare Helo oder Halo. Felix Rohner und Sabina Schärer aus Bern entwickelten das Hang im Jahr 2000 und bauten es bis 2013. Inzwischen gibt es eine Weiterentwicklung: das Gubal.
Jörg Künstler war so begeistert vom Hang, dass er auch solch ein Instrument haben wollte …
Ein Hang zu kaufen stellte sich als weitaus komplizierter heraus, als gedacht. Zunächst war es enorm schwierig, überhaupt ein Hang zu finden, das zum Verkauf stand. Bei einer Online-Versteigerung wurde Jörg endlich fündig, bedauerlicherweise schoss der Preis am Ende der Auktion so in die Höhe, dass er sich sein Wunschinstrument nicht mehr leisten konnte. Doch der Traum ließ ihn nicht los. Beim Hersteller PanArt Hangbau AG erfuhr er, dass er mit einer Wartezeit von über einem Jahr rechnen musste. Viel zu lange!
„Es musste doch ein anderes Instrument dieser Art geben, das einfacher zu bekommen und für jeden bezahlbar ist. Ich suchte nach einem Instrument, das weniger aufwendig in der Herstellung ist und trotzdem ähnlich schöne, obertonreiche Klänge erzeugt. Die Steel Drum ist ursprünglich ja auch aus dem Wunsch heraus entstanden, dass Menschen gute Musik für wenig Geld machen wollten.“ erzählt Jörg Künstler. Er ging weiter auf die Suche, diesmal nach Alternativen.
Bei seinen Nachforschungen stieß Jörg Künstler auf den amerikanischen Allroundmusiker Dennis Havlena, der sogenannte Steeltongue Drums, auf Deutsch „Stahlzungen-Trommeln“, aus Propangasflaschen baut. Er sägte aus Böden von Metallflaschen unterschiedlich große „Zungen“ aus, die aufgrund ihrer ungleichen Größen unterschiedliche Töne erzeugten.
„Das klang gut! Ich kaufte eine Gasflasche und bearbeitete diese nach dem Muster von Dennis, doch das Instrument klang noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Langsam war ich mit meinem Latein am Ende. Dann kam mir plötzlich die zündende Idee: Markus! Der Metallprofi!“ blickt Jörg Künstler zurück.
Markus Mayr lernte damals allerdings gerade für seine Meisterprüfung und hatte überhaupt keine Zeit und Muße, sich mit der Entwicklung eines Musikinstrumentes zu befassen. Erst im zweiten Anlauf konnte Jörg ihn begeistern.
Die beiden Freunde stiegen in die Entwicklungsarbeit ein. Die Vision, ein ganz neues, selbst entwickeltes Instrument zu bauen, ließ sie nicht los. So machten sie sich nun gemeinsam auf die Suche nach einer findigen Idee …
Die nächsten Monate verbrachten die beiden Musiker intensiv mit der Entwicklung des Instrumentes. Sie verstanden immer klarer, dass zum Bau eines Musikinstrumentes mehr nötig ist als theoretische Kenntnisse über die Materie und den Klang. Der Geist des Instrumentes will entdeckt und erweckt werden. Dafür braucht es, davon ist Jörg Künstler heute überzeugt, vor allem zwei Eigenschaften: Geduld und Einfühlungsvermögen. Beide Stärken wuchsen in den Männern mit den Herausforderungen und Fortschritten. In vielen arbeitsreichen Nächten entwickelten sie schließlich das Klangauge mit seinem typischen Design.
Kaum waren die ersten Instrumente fertig, standen schon die ersten Käufer vor der Tür.
„Das war toll. Noch waren wir uns nicht im Klaren darüber, ob wir das Klangauge nur zum Spaß herstellen oder ein richtiges Business daraus machen wollten. Ich hatte jedoch von Anfang an das Gefühl, dass mehr daraus werden könnte. Und so kam es dann auch. Die Nachfrage stieg, es ging wie von selbst los. Also entschieden wir uns, ein Unternehmen aufzubauen.“ blickt Jörg Künstler zufrieden zurück.
„Ich hatte oft das Gefühl, dass das Klangauge sein eigenes Tempo hat und uns beide mitzieht. Mir war, als ob wir ihm hinterherlaufen und das zu tun haben, was das Klangauge wollte. Manchmal mussten wir richtig schauen, dass wir hinterherkamen.“ erinnert sich Jörg Künstler. „Doch es gab auch einmal eine längere Flaute. Irgendwann in dieser Zeit wollte Markus seinen ganz eigenen Weg gehen und seine eigenen Ideen verwirklichen. Wir entwickelten uns immer mehr auseinander. Schließlich stieg er aus. Doch wir haben einen guten Weg gefunden und sind heute noch Freunde.“ Die erste Zeit danach war für Jörg Künstler sehr herausfordernd, er musste sich jetzt um alles selbst kümmern. Doch er ist mit dem Klangauge gewachsen. Es war wie eine Symbiose, die beide verband. Brauchte Jörg eine Pause zum Erholen oder für persönliche Themen, kamen weniger Bestellungen rein. „Das Klangauge lebt und geht mit mir mit und gibt mir auch Luft, wenn ich Luft brauche.“ sagt er berührt.
Mit dem Klangauge unter dem Arm hat Jörg Künstler seine ersten Exemplare direkt auf der Musikmesse im Jahr 2008 in Frankfurt verkauft. Das Klangauge überzeugte die Händler mit seiner besonderen Magie, Jörg Künstler mit seiner Sympathie. Heute ist das unverwechselbare Musikinstrument weltweit bei rund 100 Händlern erhältlich – vor allem in Österreich, in der Schweiz sowie in Großbritannien. Außerdem gibt es das Klangauge direkt im Online-Shop (www.klangauge-shop.de) – in Elfenbeinweiß oder Schwarz. Als Zubehör gibt es schöne Taschen aus Filz – hochwertige Handarbeiten aus einer Filzmanufaktur in Süddeutschland.
Kürzlich hat sich ein Erfinder bei Jörg Künstler gemeldet, der sich bereits seit 30 Jahren mit der Entwicklung von Musikinstrumenten beschäftigt. Der gut 60-jährige Mann ist sehr kreativ und erfahren, er stellte sich als Geschenk für Jörg Künstler und seine Klangauge-Produktion heraus. Gemeinsam konnten sie das Instrument noch verbessern, haben Erweiterungen und stetige Optimierungen geplant. Auch ganz neue Instrumente wird es geben. Außerdem soll eine weitere, kleine Werkstatt in Berlin entstehen, in der diese neuen Musikinstrumente hergestellt werden.
Das nächste Ziel ist es, die Bezeichnung Klangauge auch als Label für weitere Produkte wie Kleidung und Düfte auf Basis ätherischer Öle zu etablieren. Neu im Online-Shop gibt es zum Beispiel coole Basecaps mit Klangauge-Logo.
Jörg Künstler träumt davon, das Unternehmen später von einer Segelyacht auf dem Pazifischen Ozean oder dem Atlantik aus zu führen. Dank dem Internet und anderer moderner Technik ist das heute leicht möglich. Das Team wünscht er sich als große Gemeinschaft aus Freidenkern und Visionären, die unabhängig und eigenständig, jedoch familiär verbunden zusammenarbeiten. Ob in Berlin oder Thüringen, auf La Gomera oder in Mexiko – die Klangauge-Familie soll weltweit wirken. Und Jörg hält alle liebevoll zusammen …